Thamnophis Zuchtformen

 

   
Thamnophis sirtalis parietalis Wildfang Männchen © Udo Karkos

Anders als bei Säugetieren besteht die Hautfärbung von Reptilien im Wesentlichen aus drei Farbstoffen: Melanin, Xanthin und Erythrin, deren Bildung ebenso von drei Genen gesteuert wird. Es gibt sowohl Mutationen, durch die die Produktion der Farbstoffe verstärkt wird, als auch solche, durch die diese vermindert oder unterbunden wird. Das Muster der Haut wird durch diese Mutationen nicht verändert und ist bei genauer Betrachtung noch erkennbar, selbst wenn Farben fehlen oder das Muster überdecken. Die als Albinos bezeichneten Schlangen sind häufig nur amelanistische Tiere, während solche ganz ohne Pigmente, also die Kombination aus Amelanismus mit Axanthismus und Anerythrismus, als Blizzard bezeichnet werden.

Darüber hinaus gibt es auch Tiere die Veränderungen in der Zeichnung durch einzelne Gene vererben.(Flame?). Für die meisten dieser Gene gilt: Das Allel der Wildform ist dominant und das veränderte rezessiv.
Diese Gene lassen sich durch Kreuzung vielfach kombinieren. Die Auswirkungen am Phänotyp reinerbiger Tiere ist sehr klar und wird nur wenig von anderen Genen beeinflusst.

Mit Jungtieren aus zuverlässigen Zuchten mit bekanntem Genom lassen sich Tiere der gewünschten Farbvariante einfach entsprechend den mendelschen Gesetzten nachziehen. Beispiele dafür bieten auch die inzwischen sehr etablierte Zucht von Kornnattern oder Hochzuchtguppies. Einen besonderen Reiz bietet auch die Erstzucht von neuen Kombinationen, die jedoch mehr Zeit und Ressourcen erfordert. Neben den reinerbigen (homozygoten) und mischerbigen (heterozygoten) Tieren werden auch immer wieder "pos. het." Nachzuchten angeboten.

"Possible heterozygot": diese Tiere sind normalfarbene Nachkommen aus der Verpaarung von zwei Mischerbigen (66%) oder einem Mischerbigem mit einem reinerbig wildfarbenem Tier (50%). Wer mit solchen Tieren gezielt züchten will, benötigt entweder mehrere Paare oder reinerbige Zuchtpartner für diese. "Pos. Het" Tiere sind eine preislich günstige Alternative, züchterisch jedoch ein Griff in die Lostrommel. Es bedeutet auch ein besonderes Vertrauen zum Züchter, da ein Zuchterfolg ausdrücklich nicht garantiert werden kann.

Verpaarung zweier reinerbiger Tiere mit unterschiedlichen Fehlfarben

amelansistisch: aa BB X Anerythristisch AAbb

X
aB
aB
Ab
AabB
AaBb
Ab
AaBb
AaBb

Alle Nachkommen der ersten Generation sind wildfarben und vererben die Eigenschaften der beiden Fehlfarben

Vom Kauf einer Jungschlange bis zur Geburt der ersten Nachzuchten vergehen in der Regel 2 bis 3 Jahre. Männchen sind oft schon im zweiten Lebensjahr geschlechtsreif, Weibchen benötigen ein Jahr länger. Möchte man eine Snow -Variante (die Kombination von amelanistisch und anerythristisch) züchten, die es noch nicht gibt oder nicht erschwinglich ist, so benötigt man vom Kauf der Ausgangstiere (ein amelanistisches und ein anerythristisches) bis zur Geburt der ersten eigenen Snow-Tiere 5 -6 Jahre (zwei Generationen). Die Berechnung der Wahrscheinleichkeit eines Zuchterfolges ist ein mit steigender Genauigkeit komplizierter werdendes spannendes Rechenspiel.

Verpaarung zweier mischerbiger Tiere mit den Genen für zwei unterschiedliche Fehlfarben

AaBb x AaBb

X
AB
aB
Ab
ab
AB
AABB
AaBB
AABb
AaBb
aB
AaBB
aaBB
AaBb
aaBB
Ab
AABb
AaBb
AAbb
Aabb
ab
AaBb
aaBb
Aabb
aabb

7/16 der Nachkommen zeigen mindestens eine Fehlfarbe der Großeltern, nur ein sechszehntel der Nachkommen beide zusammen. Diese Verteilung gilt jedoch nur für große Zahlen von Jungtieren, so dass in einem Wurf von 16 Jungtieren auch kein einziges mit einer Fehlfarbe sein kann.. Zusätzlich haben die normalfarbenen Jungtiere 4 verschiedene mögliche Genome, so dass sie züchterisch nur einen geringen Wert haben.

Neben den Fehlfarben und Mustermutationen ist auch die Auswahlzucht auf der Basis der natürlichen Variationen ein weites und lohnendes Feld. So gibt es verschiedene Züchter von Thamnophis sirtalis parietalis in Deutschland (wie mich), die aus ihren Nachzuchten die jeweils rotesten zurückbehalten und sie mit ebensolchen Exemplaren anderer Züchter verpaaren.

Die Färbung dieser Unterart ist offensichtlich von vielen Faktoren abhängig. Unter den Jungtieren eines Wurfes zeigt sich selbst bei Verpaarung zweier besonders roter Tiere ein weites Spektrum.

Schon nach 3-4 Generationen zeigt sich ein großer Fortschritt in die gewünschte Richtung. Statt roter Flecken auf einem scharz/braunem Rücken haben die Spitzentiere dieser Auswahlzucht nun schwarze Flecken auf rotem Untergrund. Zusätzlich tauchen auch vermehrt rote Schattierungen an Kopf und Flanken auf. Sicherlich wird es nicht mehr lange dauern, bis diese Zuchttiere nicht mehr mit der Wildform zu vergleichen sind.

 

 


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