Zusammenfassung:
  Auf der Basis einzelner Erfahrungen des Autors wird im folgenden Artikel über
  die eventuell mögliche Bekämpfung von Milben ohne Einsatz klassischer
  Insektizide berichtet. Dabei wird im wesentlichen auf den zielgerichteten Einsatz
  und die Modifikation allgemein üblicher Pflegemaßnahmen für
  die gehaltenen Tiere und deren Terrarien eingegangen.
Einleitung:
  Im Kampf mit den Krankheiten und Parasiten die unsere Schlangen befallen sind
  wir meistens auf Mittel angewiesen die eigentlich nicht für diese entwickelt
  worden sind. Die steigende Popularität der Terraristik läßt
  zwar hoffen, daß für die Zukunft mehr Medikamente, Desinfektionsmittel
  und Hilfsstoffe entwickelt oder produziert werden, die auf den Stoffwechsel
  wechselwarmer Tiere zugeschnitten sind, doch bleibt es bei der teilweise mangelhaften
  Sachkenntnis der meisten Veterinäre weiterhin wichtig sich an den Erfahrungen
  anderer Terrarianer zu orientieren. . Besonders ärgerliche an Mißerfolgen
  mit verordneten Behandlungen sind die anfallenden Kosten für Anamnese,
  Untersuchung und Diagnose (Laborbefunde), die den Handelswert der erkrankten
  Tiere im Fall von Strumpfbandnattern fast immer weit übersteigen. Um eine
  Diagnose möglichst genau zu ermöglichen, ist es wichtig alle Veränderungen
  die im zeitlichen Zusammenhang zu den Erkrankungserscheinungen stehen ebenso
  mitzuteilen wie scheinbare individuelle Eigenheiten der betroffenen Tiere im
  Vergleich zu anderen Individuen oder Beschreibungen in der Literatur. Wichtig
  ist auch alle Quellen für solche Informationen benennen zu können.
  ( Bücher, Artikel, eigene Beobachtungen oder persönliche Mitteilungen
  anderer Halter, Forscher oder Veterinäre) Nach dem Tierschutzgesetzt unseres
  Landes sind wir verpflichtet Tiere vor unnötigen Leiden zu bewahren. Um
  dies zu gewährleisten ist es erforderlich sich in Gremien wie der EGSA
  über Erfahrungen mit Krankheiten und Behandlungsmethoden auszutauschen,
  so daß der einzelne in die Lage versetzt wird den Erfahrungsschatz der
  gesamten Gruppe zu nutzen und beim Veterinär oder Apotheker direkt jene
  Präparate zu verlangen, die sich als wirksam und verträglich erwiesen
  haben.
Motivation:
  Bei der Bekämpfung von Milben wollte ich eigentlich das von Martin Halmen
  bereits erprobte Medikament FRONTLINE einsetzten, ließ mich jedoch leider
  von einem ortsansässigen Tierarzt zur Verwendung eines Präparates
  mit dem Namen Kadox überreden. Meine Erfahrungen damit erwiesen sich jedoch
  gleich in mehrfacher Hinsicht als schlecht, und für die in meinem Bestand
  befallenen Tiere letztenendes als tödlich. Erstens verursachte das Präparat
  bei allen damit behandelten Tieren Muskelzittern und Koordinations-störungen.
  Eine wirksame Vernichtung der Schädlinge konnte jedoch nicht erzielt werden.
  Statt dessen verstarb eines der durch die Parasiten vorgeschädigten Tiere
  zwei Tage nach Behandlung. Alle anderen befallenen Tiere fraßen von da
  an schlecht und starben in folge von Entkräftung und Sekundärinfektionen
  nach einiger Zeit. Ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen dem Einsatz des Präparates
  und dem verenden der Tiere ist zwar damit nicht bewiesen dennoch habe ich von
  der weiteren Verwendung Abstand genommen. Dem körperlichen Verfall erkrankter
  Tier könnte zwar durch eine Zwangsfütterung entgegengewirkt werden,
  aber leider ist diese bei Thamnophinii fast immer erfolglos, da zumindest nach
  meinen Erfahrungen selbst kleine Mengen von Nähr- und Vitaminlösungen,
  die mit einer Magensonde verabreicht wurden, häufig wieder ausgewürgt
  werden. 
Bekannte Alternativen:
  Um auf den erwähnten Befall mit Milben zurückzukommen bleibt einem
  außer dem Gang zum Tierarzt nur die Verwendung sogenannter Hausmittel,
  die rezeptfrei verfügbar sind. Eines ist die Verwendung von Insektenvernichtungsmitteln
  auf der Basis von Dichlorfos, Trichlorfon oder ähnlichen Derivaten die
  in Form von "Insektenstrips" unter verschiedenen Markennamen in Drogerien
  etc. vertrieben werden. Die Gebrauchsanweisungen motivieren jedoch nicht dazu
  diese in Wohnräumen oder überhaupt in Haushalten mit Kindern zu verwenden.
  Abstand sollte man auch von allen Mitteln nehmen, die Verschiedene Wirkstoffe
  miteinander kombinieren, da selbst wenn jeder Stoff für sich unbedenklich
  ist ihr zusammenwirken gefährliche Folgen haben kann. Außerdem sind
  die Dosierungsanleitungen in der einschlägigen Literatur so unspezifisch,
  daß ich bei einem Anwendungsversuch bei meinen T.s.parietalis die wirksame
  Dosis nicht erreichte. Dies stellt jedoch eine weitere Gefahr dar, da eine mangelhafte
  Dosierung schnell zu Resitenzentwicklung bei den Milben führen kann. So
  ist mir beispielsweise aus der Zierfischzucht bekannt, daß durch den vorbeugenden
  Einsatz von Medikamenten in Großzuchten, die Erreger typischer Guppy-Krankheiten
  gegen fast alle verfügbaren Antibiotika resistent geworden sind. Das einreiben
  der Tiere mit Öl oder Lebertran, wie es zur lokalen Behandlung gegen Zecken
  gelegentlich empfohlen wird, ist auf Milben nur bedingt übertragbar. Zwar
  fallen nach der Verwendung von Öl die Milben vom Wirt ab, doch verschließen
  wir damit auch die Poren der Schlangenhaut, da die Milben auf dem ganzen Körper
  siedeln kann es zu Nebenwirkungen für die so behandelten Tiere kommen.
  Da das Öl sehr gut an Haut und Schuppen haftet, schafft man sich somit
  nur das Problem, das aufgetragene Öl wieder zu entfernen. Außerdem
  kann eine so gravierende Veränderung / Belastung der Haut zu Häutungsproblemen
  führen, die bei einem vorgeschädigten Tier fatale Folgen haben können.
Theorie:
  Stellen wir uns die Frage: Wie können Schlangen in ihren natürlichen
  Habitaten einer ernsthaften Beeinträchtigung durch Milben entgehen obwohl
  bei der gemeinschaftlichen Überwinterung schon ein einziges befallenes
  Tier diese auf alle Individuen einer Population übertragen kann? Die Antwort
  wird bei einem Vergleich zwischen Gefangenschaftshaltung und 
  Freilandaufenthalt schnell klar. Im Terrarium können wir den Tieren meist
  nur einen Bruchteil eines Quadratmeters pro Tier als Lebensraum bieten, während
  in der Natur die Bestandsdichten im Maximum um hundert Tiere pro Hektar während
  des Sommers erreichen. In Frühjahr und Herbst unternehmen die Nattern zusätzlich
  zum teil weite Wanderungen, so daß sie den Milben, die sich nicht ständig
  auf den Wirten aufhalten, einfach davon kriechen. Auch durch die Einwirkung
  von Wasser lassen die Milben von den Schlangen ab, wie wir an den in Trink-
  und Badegefäßen oft zu findenden Parasiten erkennen können.
  So scheint der Beuteerwerb in Gewässern zusätzlich negativ auf die
  Ansammlung der Milben auf dem Wirt auszuwirken. Thamnophisarten die sich auf
  den Verzehr von Regenwürmern oder Schnecken spezialisiert haben, jagen
  bevorzugt bei Regen, der die Milben abwaschen könnte. Um den Schlangen
  einen ähnlich effektiven Ortswechsel wie in der Natur zu ermöglichen
  müßten wir sie täglich in ein neues Terrarium umsetzen um das
  verlassene dann zu reinigen. Theoretisch sollte es also möglich sein die
  Bekämpfung der Milben ganz auf Pflegemaßnahmen zu beschränken,
  die begleitend zur Anwendung von Medikamenten/ Insektiziden üblicherweise
  verordnet werden. Eine Reinigung und Desinfektion des Terrariums verbunden mit
  einem Bad der Tiere in einem milden Desinfektionsmittel wie zum Beispiel eine
  verdünnte Lösung von Betaisodona ® oder anderen Jodkomplex-Päparaten
  wird die Anzahl der Parasiten erheblich verringern. Eine weitere Möglichkeit
  die Effektivität eines Bades zur Separierung von Ektoparasiten zu erhöhen
  ist die Zugabe geringer Mengen von Tensiden zum Beispiel in Form von Schmier-
  oder Neutralseife. Waschmittel, Shampoos und Badezusätze enthalten künstliche
  Tenside von zum Teil komplexer Struktur, deren Nebenwirkungen für unsere
  Schlangen ungewiß sind, sie erscheinen somit für eine Verwendung
  nicht empfehlenswert. Parallel zu diesen Bädern sind aber immer auch die
  Terrarien und Ihre Einrichtung zu reinigen und zu desinfizieren, inzwischen
  gibt es spezielle Reiniger und Desinfektionsmittel für Terrarien erhältlich,
  da sie jedoch auch einen speziellen Preis haben und ein anschließendes
  Ausspülen und auslüften des gereinigten/ desinfizierten Behältnisses
  weiterhin erforderlich bleibt verwende ich lieber weiter Alkanole (Alkohole)
  und Glasreiniger. Für mich hat sich besonders die Verwendung von Frostschutz-Scheibenreiniger
  aus dem Autozubehör als praktisch erwiesen. Er enthält neben Äthanol
  auch Glykol und Isopropanol (überwiegend leicht verdampfende Stoffe), ist
  effektiv entfettend (schlecht für die Haut) und läßt sich mit
  Wasser auch leicht abspülen. Dabei ist es effizienter zweimal mit einer
  geringeren Menge Wasser zu spülen, als einmal mit einer großen, da
  bei der zweiten Spülung nur noch die verbliebenen Reste verdünnt werden
  brauchen und die Wirkstoffe dann in zurückbleibenden Tropfen in geringerer
  Konzentration enthalten sind. Da sich dieses Vorgehen nur gegen die Milben und
  nicht gegen deren Eier richtet muß es nach verstreichen der Zeitigungsdauer
  wiederholt werden. 
Statistisches Gedankenspiel:
  Außerdem ist durch einmaliges Baden noch nicht sichergestellt das alle
  Milben von den Schlangen abgelassen haben, so daß eine "Anwendung"
  aus mehreren Bädern und gleichzeitigen Reinigungen der Behälter besteht.
  Gehen wir von einer davon aus, daß wir mit jedem Bad 70 % aller Parasiten
  entfernen können, hätten wir unter der Voraussetzung, daß kein
  Neubefall erfolgt, bereits nach 6 Anwendungen über 99,9 % der Milben entfernt.
  Kehren wir die Erfolgsaussichten aber um, so daß 70 % der Milben auf dem
  Wirt verbleiben, so wären schon 20 Bäder erforderlich um das gleiche
  Ergebnis zu erzielen.
  Bei täglichem baden hätten wir dann jedoch schon längst eine
  weitere Generation frischgeschlüpfter Parasiten zu bekämpfen, was
  die Wahrscheinlichkeit erhöhen würde, daß es den Milben gelingt
  einen Abwehrmechanismus gegen die Behandlung zu entwickeln. Logisch erscheint
  in diesem Zusammenhang leider auch, daß die Effektivität nachfolgender
  Behandlungen geringer ausfällt als die erste, da die kleinsten Individuen
  mit solchen mechanischen Methoden am schlechtesten zu beseitigen sind. Meine
  bisherigen Erfahrungen zeigen zumindest eine deutliche Verbesserung des Zustandes
  befallener Tiere schon nach wenigen Bädern.
Schlußfolgerungen:
  .Bei den von mir bisher erlebten zwei Fällen von Milbenbefall, war zum
  Zeitpunkt der Diagnose die Masssenvermehrung der Parasiten jedesmal schon weit
  fortgeschritten. Und das obwohl ich infolge einer anderen Infektion beim zweitenmal
  die Tiere schon 14 Tage vorher intensiv beobachtet hatte ohne eine einzige Milbe
  entdecken zu können. Als sie dann sichtbar wurden waren es direkt Große
  Mengen. Wenn wir die Schlangen regelmäßig in die Badewanne bringen
  werden sie sich in gewissem Rahmen ähnlich daran gewöhnen wie das
  beim handling der Fall ist. So kann es durchaus sinnvoll sein das Baden der
  Schlangen zum normalen Bestandteil der regelmäßigen Terrarienreinigung
  zu machen. Ohne zusetzen von Desinfektionsmitteln oder Tensiden dient es dennoch
  der Hautpflege und Hygiene. Bei mir hat es sich als praktisch erwiesen zumal
  bei einem Wasserstand von wenigen Zentimetern nur große Tiere mit einer
  Länge von mindestens 85 - 90 cm aus der Wanne entweichen können. Gerne
  nutzen die Tiere auch ein lauwarmes Bad zum absetzten von Exkrementen, Verunreinigungen
  zum Beispiel durch Kot oder Futterreste werden von der Haut abgespült und
  Häutungsproblemen vorgebeugt. Es ist jedoch selbst bei täglichem baden
  der Schlangen und sterilisieren der Terrarien über einen Zeitraum von mehreren
  Wochen nie 100% sicher, daß alle Milben entfernt oder getötet werden.
  Ob man auf das schwingen der chemischen Keule verzichten kann muß nach
  eingehenderen Beobachtungen entschieden werden. Außerdem ist noch zu prüfen
  in wie weit sich die verschiedenen Badezusätze negativ auf das Befinden
  der Tiere auswirkt.
  Litteratur :
  Griehl,Klaus 
  Schlangen:Riesenschlangen u. Nattern im Terrarium
  München 1985
  Hallmen, Martin
The Gartersnake
  2000 
  Mutschamnn, Frank; 
  Die Strumpfmandnattern
  Magdeburg 1995
  Rossman et al.
  Gartersnakes: 
  1996
  Sweene
  Gartersnakes
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